Geschenk
Neue Herausforderungen
Gott überrascht. Völlig unerwartet erfuhren D und ich bei einem Arzttermin zu Beginn diesen Jahres von einer zweiten Schwangerschaft. Wir hatten dafür gebetet, dass Gott uns ein Kind schenken möge. Aber auch für Frieden, dass seine Pläne ausgeführt werden – nicht unsere. Und dennoch – als uns das Wunder einer zweiten Schwangerschaft bekannt gegeben wurde, konnte ich kaum Dankbarkeit und Freude empfinden. Die Sorge vor einer zweiten Fehlgeburt war übermächtig.
Ich befand mich in der siebten Woche, als eine Zeit begann des Ausharrens, Hoffens und Betens, des Flehens zu Gott und der winzigen Vorfreude auf das was kommen könnte. Die nächsten Monate wurden herausfordernd. Von hormonellen Umstellungen einerseits, wurde mein Glaubensleben auf eine neue Probe gestellt. Die Furcht vor einer Fehlgeburt und dem, was dann folgen würde war so präsent, dass Freude über diese Gebetserhöhung mir unmöglich erschien. Schlimme Albträume in der Nacht und vermeintlich böse Vorahnungen am Tag waren manchmal so schwer zu ertragen das ich mir wünschte, es würde diese zweite Schwangerschaft nicht geben. Und das schlechte Gewissen über dieses Denken ließ mich verzweifeln.
D und ich entschieden uns, ein paar enge Glaubensgeschwister in dieses frühe Stadium der Schwangerschaft einzuweihen. Die Dankbarkeit die wir empfanden, das Wissen dass Menschen für uns vor Gott eintreten, ist schwer zu beschreiben. Das Gefühl des völligen Ausgeliefertseins ebenso. Gott bestimmt, ob unser Kind lebt. Nicht zu wissen was der nächste Tag bringen würde oder wie viele Wochen die Schwangerschaft andauern könnte, ließ mich so oft an Gott zweifeln, dass ich von mir selbst dachte, ich könne gar kein Christ sein. Mit so viel Misstrauen an Gott, seiner Liebe, Gnade und Treue. Ich war überzeugt davon, alleine deswegen müsse diese Schwangerschaft auch bald enden. Ich hätte es nicht verdient, ein Kind zu bekommen.
Segen für Sünder?
Und es stimmt – ich habe es nicht verdient. Weder eine zweite Schwangerschaft, noch ein Kind. Ich habe keinen Segen Gottes verdient. Weil ich schuldig bin. Weil ich gegen den heiligen, einzig wahren Gott sündige – jeden Tag. Wie ist das möglich, dass Gott trotzdem gnädig sein kann? Trotzdem Segen schenken und mich lieben?
Gott hat sich selbst erniedrigt, er hat Jesus auf diese Erde geschickt und ihn bestraft. Stellvertretend für mich, für jeden der glaubt, dass er eigentlich diese Strafe verdient hätte. Weil er gerecht ist und heilig und ohne Sünde! Jesus wurde bestraft für meine Zweifel, meinen Unglauben, mein Vergehen gegen Gott. Jesus litt, weil ich täglich gegen Gottes Gesetze verstoße. Jesus ging freiwillig ans Kreuz und trug Gottes Strafe. Nur deshalb kann Gott Freude an mir haben, mich segnen, gnädig sein. Weil Jesus alles für mich getan hat.
Ich kann die Gnade nur schwer begreifen, welche wir in den nächsten Wochen und Monaten so oft erlebten. Bei jedem Schmerz, bei jedem Ziepen im Unterleib, war die Angst vor einer Fehlgeburt so unbeschreiblich, dass mir nichts anderes übrig blieb als mir immer wieder vor Augen zu halten, dass Gott souverän ist. Das er weiß, wie es weiter geht. Aber auch das war nicht immer beruhigend. Denn wenn Gott entscheidet, ob ein Kind im Mutterleib lebt oder stirbt, dann ist eben auch beides möglich. Diese Gedanken ließen mich oft so mutlos und schwermütig sein. Ich bin angewiesen auf Gott und seine Barmherzigkeit und spürte, dass ich diese Gedanken der Abhängigkeit nicht toll fand. In Bezug auf die Schwangerschaft, aber auch auf meine Rettung durch Gott.
Ich habe die Strafe Gottes verdient. Aber Gott ist gnädig. Und so geduldig. Nicht nur jeden Tag meiner Schwangerschaft. Jeden Tag meines Lebens. Bei jeder Untersuchung, bei allem was mir Angst bereitete, half mir Gott durch sein Wort. Durch Blicken auf Jesu Kreuz verstand ich, das nicht eine zweite Fehlgeburt mein größtes Problem wäre, sondern ein Leben und Sterben ohne Jesu Rettung, ohne Hoffnung auf eine Ewigkeit bei ihm im Himmel.
Und Gott ist anders. Was mir so oft Angst machte, wurde irgendwann zum Trost. Seine Gnade und Barmherzigkeit ist nicht von mir abhängig. Er nimmt meine Rettung nicht zurück, er verliert nicht die Geduld mit mir. Jesus starb für mich – und egal wie oft ich wieder in Sünde falle, Jesus ist da:
Römer 11, 29
Denn Gottes Gnadengaben und Berufung können ihn nicht reuen.
Immer wieder war ich der Meinung, ein zu schlechter Mensch, ein zu großer Sünder zu sein um Segen Gottes empfangen zu dürfen. Manchmal konnte ich es kaum glauben, dass Gott für mich eine so unkomplizierte Schwangerschaft vorgesehen hat und wünschte es mir anders, schwieriger.
Wie groß Gottes Gnade ist, erlebte ich gerade in diesen Momenten, wenn ich untreu wurde. Wenn ich mich lieber auf Statistiken und menschliche Ratschläge verließ, statt auf Gott. Immer wieder führte er mir vor Augen, welche Lügen ich über ihn glaubte. Er lenkte mich zur Buße, erneuerte immer wieder mein Denken und wenn ich in Gefahr geriet zu straucheln, hielt er mich fest:
Psalm 94, 18-19
So oft ich aber sprach: »Mein Fuß ist wankend geworden!«, hat deine Gnade, o Herr, mich gestützt. Bei den vielen Sorgen in meinem Herzen erquickten deine Tröstungen meine Seele.
Gott hat mir einen Ehemann an die Seite gestellt, der fest steht im Glauben an Gottes Gnade und Souveränität. Der nicht müde wird im Ermutigen, Beten, Ermahnen und in ansteckender Freude auf unser Baby.
Ich konnte erleben wie wertvoll Glaubensgeschwister sind und wie Gott sich in ihnen verherrlicht. Wie er durch sie spricht und sie gebraucht. Wie wunderbar die Gemeinschaft der Gläubigen ist und alles durch Gott zusammen gehalten wird, weil er so gütig, gnädig und barmherzig ist.
Dankbar
Voller Staunen blicke ich auf die letzten Monate zurück und kann mich über Gottes Wege nur wundern. So er will, werden wir in einigen Wochen unser Baby in den Armen halten. Am Jahrestag der Fehlgeburt werde ich einem Kind ins Gesicht blicken, welches über Monate in mir heranwuchs und über dessen Bewegungen in mir ich mich so freue.
In der letzten Zeit durften D und ich demütig so viele Geschenke unseres Vaters im Himmel entgegen nehmen. Freunde die beteten und unsere Ängste mittrugen. Menschen die uns beschenkten mit Babykleidung. Besorgungen die wir tätigen konnten und Untersuchungen, die wir mit anbetenden Herzen verließen.
Die Reise als Mutter begann mit dem positiven Schwangerschaftstest vor zwei Jahren. Rückblickend bin ich dankbar für die Zeit des Wartens, Trauerns und Hoffens. Gott hat einen Plan und dieser ist besser als meiner. Nicht eine zweite Schwangerschaft heilte die Wunden der Fehlgeburt. Ich benötigte Zeit zu verstehen, dass Jesus alles ist, was ich brauche, das er alle Wunden heilen kann und das ich seine Segensgeschenke dankbar und ohne Misstrauen entgegen nehmen darf. All meine Hoffnung ruht auf Gott der souverän regiert, dem nichts aus Versehen geschieht und auf ihn alleine will ich bauen:
Psalm 37,5
Befiehl dem Herrn deinen Weg, und vertraue auf ihn, so wird er es vollbringen.
Sei gesegnet, Debora
Danke für dein Zeugnis.
Es hat meinen Blick wieder auf das fokussiert, was am Wichtigsten ist – Jesus.
Danke liebe Silvia!
Liebe Grüße, Debora
Thanks, this site is really valuable.
Thanks – God bless you!