Ein weiteres Mal

Gott ist groß, Gott ist so anders. Gott hat andere Wege als ich, bessere, größere. Gott ist souverän und er regiert in allem …

Würde ich das Schreiben, wenn meine dritte Schwangerschaft (die in wenigen Wochen endet) anders verlaufen wäre? Ich weiß es – ehrlich gesagt – nicht. Ich bin so sündig; hätte Jesus mich nicht zuerst geliebt und zu sich gezogen: Ich würde ihn nicht lieben und schon gar nicht Ehre geben wollen.

Und es fühlt sich irgendwie an wie ein Déjà-vu: Der positive Schwangerschaftstest, der erste Arzttermin, die Gedanken, ob es wieder zu einer Fehlgeburt käme oder ob dieses Mal „alles gut geht“. Dennoch war alles irgendwie anders. Die Glückseligkeit eines neuen Lebens in meinem Bauch fühlte sich fröhlicher an und beim ersten Arzttermin überwog tatsächlich die Neugierde auf das erste Ultraschallbild als die Angst. Die Sorge vor einer weiteren Fehlgeburt schwebte nicht wie eine dunkle Dauerwolke über mir, sondern wurde immer wieder verdrängt. Oft auch durch unseren kleinen wilden Jungen L, der rennt und tobt und laut den Tag genießt.

Aber abends, wenn L schlief und ich Zeit hatte, darüber nachzudenken, was gerade geschah, was für ein Wunder wir erneut erleben durften – da dachte ich an unser erstes Baby. Es ist vermutlich normal, dass Frauen, die einmal eine Fehlgeburt erlebt haben, nicht mehr ganz befreit oder unvoreingenommen eine Schwangerschaft genießen können. Selbst bei der allergrößten Freude verspürte ich die Sorge vor dem nächsten Arzttermin oder vor Blutungen, die ein Ende der Schwangerschaft bedeuten könnten.

D und ich beteten viel. Und wir weihten wieder einige enge Glaubensgeschwister ein, mit uns zu beten. Die nächsten Arzttermine kamen und einige Male vergaßen wir beinahe, noch einmal explizit vor dem Termin zu beten. Oft kam der stressige Alltag dazwischen und wir schämten uns und hatten Sorge, diese Schwangerschaft nur allzu selbstverständlich zu nehmen. Aber nach den Terminen, wenn wir hörten, es sei alles gut und genauso wie es sein sollte, sanken wir auf die Knie und dankten. Und baten um Vergebung, im unruhigen Kleinkindalltag Gott nicht genügend Raum gegeben zu haben.

Gott kennt unser Herz

Die Begeisterung und Dankbarkeit überwog dennoch und ich preise Gott von ganzem Herzen für wunderbare Monate mit wachsendem Babybauch und Vorfreude darüber, eine weitere Geburt erleben zu dürfen. Die letzten Wochen flogen nur so dahin und mir fiel es schwer, immer wieder inne zu halten und Gott dankbar zu sein. D und ich sind so gesegnet! Auch in dieser schweren Corona Zeit – es geht uns gut! Wir haben so viel mehr, als wir verdient haben! Wieder durfte ich im kleinen Ansatz erfahren, wie groß die Gnade Gottes eigentlich ist! Ich habe nichts für all diesen Segen getan. Aber ich weiß nicht, wie meine Worte klingen würden, wäre diese Schwangerschaft anders verlaufen. Ich wünschte ich könnte sagen, ich würde Gott loben und preisen und seinen Willen lieben.

Gott aber kennt mich viel besser als ich mich selbst. Er weiß, was für ein Mensch ich bin; was für ein sündiger Mensch! Ich kann bis heute manchmal nicht richtig fassen, dass ich wirklich errettet bin und dass der Zorn Gottes nicht mehr auf mir liegt. Gott sieht Jesus in mir und das ist so oft so unbegreiflich für mich.

1. Samuel 16,7
Der Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an.

Ich danke Gott von ganzem Herzen für diese weitere Schwangerschaft. Noch bevor L seinen zweiten Geburtstag feiert, werde ich ein weiteres Mal Mama werden. Das ist so viel mehr, als ich jemals zu träumen gewagt hätte. Ich habe es nicht verdient und darf mich dennoch freuen, dieses Geschenk erhalten zu haben!

Da Gott mein Herz sieht, kennt er mein Bemühen, für alles dankbar zu sein (was mir nie so gelingt, wie ich mir es wünsche). Er kennt mein Bestreben, regelmäßig stille Zeit zu halten und mein klägliches Versagen, wenn ich ihn im wuseligen Kleinkind-Alltag vergesse. Ich bin so dankbar, dass Gott weiß, wie sehr ich ihn liebe (und, dass diese Liebe mir zuerst von Gott selbst geschenkt wurde und nicht aus mir selbst kommt). Und er kennt und weiß um mein Bestreben, Jesus im Leben meines Sohnes groß zu machen.

Diese Schwangerschaft ist anders und ich habe einige Monate gebraucht, um zu akzeptieren, dass diese allgegenwärtige Angst in der Schwangerschaft von L nicht dasselbe ist wie in der derzeitigen Schwangerschaft. Anfangs fühlte ich mich schuldig, ich müsse doch Angst haben, um dann auch ja genug dankbar zu sein! Ich müsse mich täglich darin erinnern, dass es auch jederzeit zu Ende sein könne und im Gebet verharren, damit Gott sieht und nicht vergisst, dass ich es eben nicht selbstverständlich nehme, schwanger zu sein. Aber, Gott kennt mein Herz! Er weiß, wie ich was meine, auch wenn ich mich nicht auszudrücken weiß.

Ich durfte lernen, still zu sein und mich in einer Schwangerschaft zu freuen. Wirklich zu genießen, was Gott schenkt! Natürlich weiß ich nicht, was morgen ist. Wie diese Schwangerschaft endet. Aber ich muss mich nicht schon jetzt, bevor ich weiß, was kommt, betrübt fühlen.

Prediger 7,14
Am guten Tag sei guter Dinge, und am bösen Tag bedenke: Auch diesen hat Gott gemacht gleichwie jenen — wie ja der Mensch auch gar nicht herausfinden kann, was nach ihm kommt.

In einigen Wochen werden D und ich ein weiteres Mal Eltern. Wir freuen uns so sehr auf dieses Ereignis und darüber, das L ein großer Bruder wird und den Segen eines Geschwisterkindes erfahren darf. Uns ist bewusst, dass wir nichts dafür getan haben, das so erleben zu dürfen. Es ist ein Geschenk!

Aber das viel größere Geschenk ist, dass ich Jesus habe! Er ist für mich am Kreuz gestorben, er ist meine Hoffnung auf den Himmel, er ist alles, was ich brauche! Ich kann es nicht oft genug erwähnen, dass ich ohne Jesus nichts wäre. Er ist mein bester Freund, er ist meine größte Liebe! Gottes Wege sind immer die besten!

Was bin ich dankbar für mein Kind im Himmel, durch welches Gott so stark gewirkt hat! Was bin ich dankbar zu wissen, dass Gott immer nur das Beste für mich im Sinn hat – und das nur, weil Jesus alles gegeben hat! Weil er Gottes Willen getan hat, ohne Sünde! Weil Jesus mich kennt, kann ich mich geborgen fühlen, weil er weiß, was in meinem Herzen vor sich geht, kann ich immer ehrlich zu ihm sein. Gelobt sei Jesus allein!

Sei gesegnet, Debora