Wenn die zweite Schwangerschaft nicht kommt

1. November 2018 0 Von Debora

Werde ich jemals Mama sein?

Der Jahrestag der Fehlgeburt nähert sich in diesen Wochen zum ersten Mal. In den letzten Monaten habe ich viel gebetet.

Ich flehte, dass Gott mir bald wieder die Freude einer werdenden Mutter schenken möge und hoffte darauf – Monat für Monat. Doch die Enttäuschung darüber, dass es nicht klappte stieg – Monat für Monat. Das Vertrauen in meinen Vater im Himmel sank. Sieht Gott überhaupt meinen Kinderwunsch?

Während Freundinnen, Verwandte und Bekannte mir freudestrahlend erzählten, dass sie ihr erstes Kind erwarten oder über die Geburt ihres Babys jubelten, fühlte ich mich außen vor. Natürlich freue ich mich von ganzem Herzen, wenn eine Frau schwanger ist. Dennoch tut es weh, denn sie hat damit etwas, was ich auch möchte – aber nicht habe.

Schneller als mir bewusst war, kreiste ich mich nur noch um mich selbst: Um meinen Körper, meinen Zyklus, darum möglichst alles zu tun, um eine Schwangerschaft zu begünstigen. Menschliche Ratschläge zum Thema „erfolgreich in anderen Umständen sein“ und tröstende Worte hörte ich mir an und dachte darüber nach.

Bei jeder ausbleibenden Menstruation stieg die Hoffnung ins Unermessliche. Und der Frust wuchs wenn sich zeigte, dass ich nicht schwanger bin. Obwohl ich so lange sehnsüchtig darauf gewartet hatte, wieder mit einem regelmäßigen Zyklus zu leben, war ich nun undankbar und missmutig.

Aber weil Gott so barmherzig ist, ließ er mich erkennen auf was mein Herz in dieser Zeit gerichtet war. Folgender Vers erschütterte mich und ich konnte kaum fassen, in welchen Gedankenstrudel ich geraten war:

Jesaja 55,8
Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr.

Was ist, wenn Gott gar nicht mehr an eine Schwangerschaft für mich dachte? Was ist, wenn er möchte dass ich niemals Mutter sein werde? Ich erschrak und stellte fest, dass sich alles nur noch um eine Schwangerschaft drehte – und nicht mehr um Jesus.

Entschieden zu vertrauen

Soviel schneller als ich ahnte, hatte ich meinen Blick von Gott und seinen Wegen abgewandt und mich nur mit mir selbst und meinen Plänen beschäftigt. In der Bibel erhielt ich Antworten auf meine Frage, ob Gott mich mit meinem Kinderwunsch sieht:

Psalm 139, 2
Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne.

Und:

Jeremia 29,11
Denn ich weiß, was für Gedanken ich über euch habe, spricht der Herr, Gedanken des Friedens und nicht des Unheils, um euch eine Zukunft und eine Hoffnung zu geben.

Demütig nahm ich entgegen, dass mein Gott jeden einzelnen meiner Gedanken kennt und sogar versteht. Er sieht mich mit meiner Erwartung, bald mein eigenes Baby im Arm zu halten. Und er macht sich Gedanken über mich – gute Gedanken: Der Friedens, der Hoffnung und Zukunft!

Wie kann das sein? Wie kann der große, heilige Gott Gedanken des Friedens über mich haben? Über mich, den sündigen Menschen der so oft gedankenlos Dinge tut oder sagt – und dabei ganz bestimmt nicht an seinen Schöpfer denkt?

Gott sandte seinen einzigen Sohn Jesus auf diese Welt, um uns mit ihm selbst zu versöhnen. Er hat in seiner ganzen Liebe einen Mittler geschickt, durch den wir zu ihm kommen dürfen: Es musste jemand sein, der ganz und gar Mensch ist, nur ohne Sünde. Dies konnte nur Jesus tun, der Mensch wurde – und gleichzeitig Gott blieb: Jesus starb am Kreuz, er trug die Strafe, die ich hätte tragen sollen. Er litt, damit ich nicht mehr unter Gottes Strafe zu leiden habe. Weil Gott mich so sehr liebt, möchte er mich sogar seinem Sohn ähnlicher machen:

Epheser 4, 15
sondern, wahrhaftig in der Liebe, heranwachsen in allen Stücken zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus.

Was heißt das nun für meinen Kinderwunsch? Was heißt das für meinen Alltag, in dem ich Frauen zu ihren Neugeborenen gratuliere? In dem ich mir Sorgen mache, nie mehr schwanger zu werden?

Philipper 4, 6
Sorgt euch um nichts; sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Dankbarkeit eure Anliegen vor Gott kundwerden.

Ich muss mich nicht sorgen. Ich darf beten und flehen – und das mit Dankbarkeit! So gebe ich nun ganz bewusst bei jedem Gebet meine Sehnsucht des Mutter-seins an Gott ab. Und bin dankbar für das, was er bereits für mich getan hat. Ich bin entschieden zu vertrauen, dass Gott weiß, was das Beste für mich ist. Und selbst wenn es mir nicht immer gelingt, selbst wenn die Trauer wieder über mich kommt und das Verlangen unendlich groß wird, endlich Mutter zu werden – darf ich in Jesus‘ Arme rennen. 

Um was es wirklich geht

Selbstverständlich wäre ich eines Tages gerne Mama eines Kindes, welches ich aufwachsen sehe und dem ich von Jesus erzählen darf. Aber noch viel mehr möchte ich Jesus folgen. Ich strebe danach, mich auf ihn konzentrieren, auf seine Gnade und seine Liebe zu mir, auf seine Gedanken und sein Wirken. Er hat mich geschaffen, um ihn zu verherrlichen. Ich will mich ihm ganz hingeben, im Vertrauen darauf, dass er weiß was das Beste für mich ist. Und gerade jetzt – in diesem Moment – ist es so wie es ist, das Beste für mich.

Ich möchte nicht, dass sich mein Alltag ausschließlich um eine zweite Schwangerschaft dreht. Mein Kinderwunsch muss sich dem Bemühen unterordnen, Gott mehr zu vertrauen und seinen Wegen. Es geht um Jesus – nur um ihn. Werde ich jemals Mama eines lebendigen Kindes sein? Das weiß ich nicht. Aber Jesus weiß es. Und er wird mich nicht enttäuschen:

Römer 10,11
„denn die Schrift spricht: »Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden“

Sei gesegnet, Debora